Michael Ballhaus bei Premiere von Purple Sunrise

purple sunrise premiere mit Florian Bartholomäi, Nina Vukovic, Michael Ballhaus und Armin Dierolf
Die Dokumentation „Was wir in Amerika machen“ zeigt die Zusammenarbeit zwischen Michael Ballhaus (Kamera: Gangs of New York), der als Dozent für Kamera an der Deutschen Film- und Fernsehakademie dffb lehrt, und den Studenten. Aus dieser Zusammenarbeit entstand der Kurzfilm „Purple Sunrise“ von Nina Vukovic.

Purple Sunrise ist ein eher ungewöhnliches Projekt, da die Produktion eines vollständigen Films normalerweise nicht in solch einem Seminar stattfindet. An Stelle der üblichen Szenen von drei bis fünf Minuten, erlebten die Teilnehmer die Arbeit der Kamera über den gesamten Prozess von der Stoffentwicklung über die Farbkorrektur bis hin zum Schnitt.

Michael Ballhaus: „Es (Purple Sunrise) war ein sehr spannendes Projekt und wir haben das Seminar mit allen Abteilungen der dffb gemacht; also neben Kamera, auch Regie und Kostüm. Ursprünglich sollten alle Kameraleute an diesem Projekt arbeiten, damit jeder sich ausprobieren kann. Wir haben jedoch schnell beschlossen, dass dies nicht so gut ist, denn der Film muss eine Handschrift haben.“

„Das Projekt von Nina Vukovic hat mich von Anfang an überzeugt. Dabei gab es jedoch ein Schwierigkeit. Ein Großteil der Szene spielt in der Magic Hour, also die sehr kurze Zeit zwischen Tag und Nacht. Wenn man nun sehr viele Szenen hat und das Set auf dem Dach des Palastes der Republik ist, kann man sich ungefähr vorstellen, was das bedeutet. Wir sind eine Woche um vier morgens aufgestanden und vor 5 Uhr die Treppen auf den sechsten Stock des Gebäudes gestiegen. Dort haben wir dann gewartet, bis das Licht richtig war, um zu drehen.“

„Es war der härteste Teil des Films. Insgesamt war die Arbeit aber sehr erfreulich. Nina wusste genau, was sie will und hatte sehr gute Schauspieler wie einen sehr guten Kameramann. Abgesehen vom Stress bedingt durch Magic Hour, hat es sehr viel Spaß gemacht und ich freue mich, dass dieser nun nach Cannes eingeladen ist. Ich möchte daher auch dem ganzen Team gratulieren. Vielen Dank!“

Nach dem Dokumentarfilm „Was wir in Amerika machen“ wusste man als Zuschauer übrigens einiges mehr über die Arbeit eines Kameramannes, die Lösung von Sicherheitsfragen, unterschiedlichen Materialeinsätze und wieviel Raum letztendlich eine komplette Kamerainstallation benötigt.

Von Michael Ballhaus erfuhr man auch genaueres über die Aufgabe des Kamera Operators (Schwenker), aber auch dass er bei sensiblen Szenen diese Aufgabe stets selber übernehmen würde.

„Was wir in Amerika machen“von Mehdi Benhhadj-Djilali

Hajo Schäfer (Moderator): „Wie bist Du an das Projekt herangekommen? Gab es die Entscheidung ein Making Off zu machen?“

Mehdi Benhhadj-Djilali: „Ich hatte mit Bodo (Knapheide) darüber gesprochen, ob wir diesen Film auch begleiten wollen bzw. er hatte auch die Idee dazu. Letztendlich haben wir es dann einfach umgesetzt. Ich möchte mich daher auch bei den Studenten bedanken, beim Team und Michael Ballhaus, dass wir überall mit dabei sein konnten.“

Purple Sunrise von Nina Vukovic

Moderator: „Nina, alles begann ja als Kameraseminar und am Ende ist ein wirklich veritabler Kurzfilm daraus geworden, der ganz viele Stärken hat. Wie hat sich das entwickelt und welche Rolle hast Du als Regisseurin gespielt, damit Du alle Deine Ideen realisieren konntest.“

Nina: „Es war natürlich sehr anstrengend, wie schon in der Doku erkennbar. Wir haben versucht einen Balanceakt hinzubekommen zwischen Kameraseminar und Kurzfilmdreh, natürlich standen all jene, die sich auf den Kurzfilmdreh konzentrierten, ein wenig in der Kritik. Armin (Dierolf) (Kameramann) stand eigentlich immer zwischen den Stühlen, hat versucht zu moderieren. Aber obwohl wir auch gestritten haben, haben wir letztendlich immer für das Projekt gekämpft.“

Moderator: „Hast Du das Drehbuch geschrieben? „

Nina: „Es gab ein Vorlage, ein Kurzgeschichte von J.R. Klein, die war allerdings verortet und mit realen Jugendlichen. Ich mochte aber immer dieses Drehbuch und noch vielmehr das Gefühl, an das ich mich dabei erinnert habe. Das Gefühl von jugendlichen Leichtsinn, das Gefühl alles zu riskieren, vielleicht auch alles zu verlieren. Ich wollte eigentlich dieses Gefühl noch einmal festhalten und auch irgendwo verorten, wo es für viele allgemeingültig sein könnte.“

„Es sollten daher nicht unbedingt Jugendliche sein, die man so kennt, sondern eher eine einzige Jugend darstellen – ein Mädchen und ein Junge, die sich verlieben und wo man vielleicht das hinein projizieren kann, was man selbst kennt.“

Moderator: „Wer hat Euch beim Casting unterstützt?“

Nina: „Meine Casterin hat mir Florian (Bartholomäi) ans Herz gelegt. Die Castingarbeit war hauptsächlich für den Hauptdarsteller gedacht, denn die Hauptdarstellerin (Deborah Gros) haben wir in einer Theatergruppe an einer Kreuzberger Oberschule gefunden.“

Moderator: „Wie war für Euch die Zusammenarbeit mit Michael Ballhaus?

Nina: Ich war überrascht, dass Michael nicht an dem Drehbuch zweifelte oder an meinen Vorstellungen, die ich zu dem Film hatte. Ich hatte dann natürlich auch die Verantwortung, aber er glaubte stark an die Idee und das visuelle Konzept. Dann gab es da natürlich auch noch die ganzen Geschichten, die er erzählte.“

Vielen Dank an Euch und Herrn Ballhaus, das Ihr gekommen seid!

Weitere Infos:
Storyboard zu Purple Sunrise
Klappe, die letzte! Tagesspiegel Artikel zu den Dreharbeiten von 2007
Good Bye Kalifornien Morgenpostartikel von 2007

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